Link zur Startseite
titel: news


Stellungnahme des Hausprojektes K9 zu sexualisierter Gewalt in der Linken
(in Bezug auf die Öffentlichmachung um Holger H.)



Nachdem das Thema “Sexualisierte Gewalt innerhalb der Linken” im Laufe der letzten Jahre kaum diskutiert und stellenweise sogar tabuisiert wurde, findet seit August 2014 wieder eine Auseinandersetzung statt. Diese möchten wir unterstützen und zu einer verstärkten Sichtbarmachung der Problematik beitragen.

Ausgangspunkt der neu entflammten Diskussionen ist die mutige Öffentlichmachung zunächst einer, dann noch zweier weiterer Betroffener, die über wiederholte extrem gewalttätige Übergriffe durch Holger H. berichtet haben. Wir erklären uns mit den drei Personen solidarisch. Innerhalb unseres Hausprojektes und der zugehörigen Veranstaltungsräume ist kein Raum für Gewalt, Sexismus oder jegliche Form von Erniedrigung. Holger H. ist seit August 2014 in der K9 nicht mehr erwünscht. Alle hier veranstaltenden Gruppen werden von uns informiert und sie sind dafür mitverantwortlich, dies auf ihren Veranstaltungen um- bzw. durchzusetzen.

Holger H. war bis mindestens Sommer 2014 Mitglied der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin (ARAB) und damit fest in die Berliner Linke integriert. ARAB und NaO (Neue antikapitalistische Organisation, in der die ARAB nach ihrer Auflösung aufgegangen ist) haben sich zwar inzwischen von Holger H.s Verhalten distanziert. Die ARAB (bzw. Personen aus ihrem engeren Umfeld) ist jedoch aufgrund von gewaltvollem Auftreten auf Parties bereits seit einigen Jahren auf den Parties hier im Haus nicht mehr erwünscht. Aus unserer Sicht sollte die Hinterfragung alltäglicher Verhaltensweisen innerhalb der eigenen Politzusammenhänge nicht vergessen werden, wenn es darum geht, die eigenen theoretischen politischen Forderungen in die Praxis umzusetzen.

Wir stellen uns einer Kultur entgegen, in der sexuelle Gewalt toleriert, verharmlost und normalisiert wird. Wir solidarisieren uns mit den Betroffenen und schließen uns der Forderung des Unterstützer_innenkreises nach einer weitergehenden Auseinandersetzung mit dem Thema “Sexualisierte Gewalt innerhalb und außerhalb der Linken” an.

K9

WIR HABEN KEINEN BOCK MEHR!
OFFENER BRIEF LINKER VERANSTALTUNGSORTE


Wir sind verschiedene Berliner linke und linksradikale Projekte, die viel Zeit und Energie dafür verwenden, Orte für Parties, Konzerte und politische Veranstaltungen verschiedener Art zu betreiben und/oder zur Verfügung zu stellen. Dies tun wir aus den verschiedensten Motiven. Meist haben diese Veranstaltungen einen politischen Zweck und sollen linke Projekte und Ideen unterstützen. Wir finden, dass nicht nur der Zweck der Veranstaltung, sondern auch die Veranstaltung selbst politisch sein sollten. Deshalb ist unser Anspruch Freiräume zu schaffen, in denen wir versuchen den bestehenden Herrschaftsverhältnissen etwas entgegenzusetzen. Das heißt für uns, dass emanzipatorische Ansprüche nicht am Eingang abgegeben werden. Leider sind wir oft mit Situationen konfrontiert, in denen Menschen diese Freiräume eher als Freibrief für unsoziales und unsolidarisches Verhalten sehen. Sexistische Sprüche, Angrabschen, Mackertum, Schlägereien, zerstörerischer Umgang mit den Räumen, Homo- / Transphobie, Rassismus, Antisemitismus ... die Liste der Sachen, die der Idee eines emanzipatorischen Freiraums im Weg stehen, ließe sich leider endlos fortsetzen. Ein solches Verhalten ruiniert nicht nur die Stimmung auf den Veranstaltungen, sondern kann tatsächlich die Räume und die Sicherheit der Besucher_innen und Veranstalter_innen gefährden. In letzter Zeit entschieden sich viele von uns, mehr oder weniger ausführliche Flyer mit Verhaltensregeln aufzuhängen oder zu verteilen. Wir finden es schade, dass die einfachsten Umgangsweisen in Form von Regeln formuliert werden müssen, weil anscheinend viele Besucher_innen von selbst nicht darauf kommen. Noch ätzender ist dabei, dass auch die Flyer nicht immer etwas bringen. Angesichts all dieser Sachen haben viele der Menschen, die euch die Locations zur Verfügung stellen, das Gefühl nicht mehr alle Parties ermöglichen zu können, bzw. zu wollen. Ein wichtiger Grund dafür ist auch, dass wir mitunter den Eindruck haben, dass einige der veranstaltenden Gruppen diese Probleme gar nicht sehen. Wir glauben wir sind nicht allein mit dem Wunsch nach Veranstaltungen, auf denen alle Besucher_innen auf die Grenzen anderer achten, diese respektieren und Kritik am eigenen Verhalten annehmen können. Parties, auf denen die Besucher_innen Verantwortung übernehmen und miteinander aufeinander achten und gegebenenfalls einschreiten ohne selbst in völliges Mackertum zu verfallen. Aufeinander zu achten kann auch bedeuten, das eigene Verhalten und das der Leute, mit denen ihr unterwegs seid, zu reflektieren. Zum Beispiel finden wir es zwar wichtig, dass Menschen selbst entscheiden können, ob sie Alkohol und Drogen konsumieren, aber das sollte nicht dazu führen, dass dadurch ein Verhalten gerechtfertigt wird, das die Grenzen anderer verletzt. Wir sehen nicht ein, dass wir unsere Räume betreiben und dann auch noch alleine dafür verantwortlich sein sollen, dass dort nicht die ganze oben genannte Kackscheiße reproduziert wird. Daher schreiben wir diesen Brief.

WIR FORDERN ALLE GRUPPEN UND EINZELPERSONEN DAZU AUF, SICH MIT DER PROBLEMATIK VON GEWALTVOLLEM UND DISKRIMINIERENDEM VERHALTEN AUF LINKEN VERANSTALTUNGEN AUSEINANDER ZU SETZEN UND ALS EINZELNE SOWIE GEMEINSAM DARAN ZU ARBEITEN, DASS UNSERE RÄUME EIN BISSCHEN MEHR VON DEN UTOPIEN WIDERSPIEGELN, FÜR DIE DIE LINKE SZENE KÄMPFT.

BAIZ, KULTUR- UND SCHANKWIRTSCHAFT, K9 - HAUSPROJEKT, LIEBIG 34, PROJEKTRAUM HERMANNSTRASSE, MEUTEREI, SCHOKOLADEN, SCHERER 8, SUBVERSIV, VETOMAT, VILLA KURIOSUM, XB-LIEBIG, ZGK